Die Januar-Sitzung: Ein veränderter Tonfall
Seit die Fed im September 2024 mit ihren Zinssenkungen begann, ist der Inflationsdruck subtil wieder zurückgekehrt. Der PCE-Inflationsindex, der allmählich nachgegeben hatte, kletterte im Dezember auf 2,6% und erreichte damit den höchsten Stand seit April 2024. Vor allem aber stieg die PCE-Kerninflation (ohne Lebensmittel- und Energiepreise) nach einer Aufwärtskorrektur auf 2,9%. Dadurch verstärkte sich die Befürchtung, dass die Inflation sich hartnäckiger halten könnte als bisher angenommen.
Der Stimmungsumschwung wurde in den Sitzungsprotokollen an dem restriktiveren Ton deutlich. Analystinnen und Analysten bemerkten, dass die Inflationsrisiken stark betont und aufgrund der anhaltenden Kerninflation und der Unsicherheiten im Zusammenhang mit der Handelspolitik als «aufwärts tendierend» eingeschätzt wurden.[1] Zudem beriet die Fed über das Liquiditätsmanagement und den Kurs der quantitativen Straffung. Dabei räumte sie ein, dass die Straffung bis Mitte 2025 möglicherweise verlangsamt oder ausgesetzt werden müsse, insbesondere angesichts der nahenden Frist zur Anhebung der Schuldenobergrenze und der schwindenden Reserven der Banken, die sich dem Schwellenwert von USD 3 Bio. für «ausreichende Reserven» nähern.
Aktuelle Kennzahlen: Widersprüchliche Signale
Aus den Wirtschaftskennzahlen ergab sich seit der letzten Sitzung ein gemischtes Bild. Die jüngsten Daten zum Verbraucherpreisindex (VPI), die am 12. Februar veröffentlicht wurden, zeigen im vierten Monat in Folge einen Anstieg an. Die Inflation erhöhte sich von 2,4% im September auf 3%. Die am 28. Februar veröffentlichten, für die Fed relevanteren PCE-Inflationsdaten signalisierten jedoch einen weniger besorgniserregenden Trend, da sowohl die Gesamt- als auch die Kerninflation auf 2,5% bzw. 2,6% zurückgingen.

Insgesamt zeigt sich das Wirtschaftswachstum nach wie vor resilient. Im 4. Quartal wuchs das BIP um 2,3% und trug damit zu einer robusten Wachstumsrate von 2,8% im Gesamtjahr 2024 bei.[2] Die Arbeitslosenquote sank unterdessen auf 4,0%[3], was die Stärke des Arbeitsmarktes verdeutlicht.
Eine besorgniserregende Entwicklung ist jedoch der starke Rückgang der privaten Konsumausgaben. Im Januar sanken diese um 0,2%, was inflationsbereinigt (-0,5%) dem stärksten Rückgang seit vier Jahren entspricht.[4] Nach dem Anstieg von 0,7% im Dezember rief die Zurückhaltung bei den Ausgaben Bedenken hervor, dass die Konsumentinnen und Konsumenten vorsichtiger werden, was den Entscheidungsprozess der Fed zusätzlich verkompliziert.[5]
Marktstimmung: Spekulationen in einem unklaren politischen Umfeld
Ohne konkrete Anhaltspunkte bleibt es den Marktteilnehmerinnen und -teilnehmern überlassen, über die nächsten Schritte der Fed zu spekulieren. Die Anlegerinnen und Anleger achten vor allem auf drei wichtige politische Variablen: Handel, Einwanderung und Haushaltsstrategie. Alle drei sind in hohem Mass abhängig von den Entscheidungen der aktuellen US-Regierung unter Präsident Trump, dessen Politik weniger vorhersagbar ist als die vieler früherer Regierungschefs.
Die Zölle auf Einfuhren aus China sowie auf Stahl und Aluminium bleiben in Kraft, während der Ausgang der Verhandlungen mit Mexiko und Kanada noch unsicher ist.[6] Klarheit wird am 2. April erwartet, wenn weitere Details zu den Zöllen bekannt gegeben werden. Die Rhetorik der US-Regierung deutet jedoch darauf hin, dass Handelsmassnahmen weiterhin als wirtschaftliche und geopolitische Instrumente eingesetzt werden.[7]
Die Haushaltspolitik ist ein weiterer Bereich, der mit Unsicherheit behaftet ist. Steuersenkungen sind in den USA nach wie vor ein zentraler Punkt der Regierungsagenda, doch konkrete Massnahmen zur Eindämmung der Staatsausgaben bleiben unklar. Wie die Märkte wartet auch die Fed ab, wie sich diese politischen Massnahmen entwickeln, bevor sie sich auf einen endgültigen geldpolitischen Kurs festlegt.
Derzeit geht der Marktkonsens davon aus, dass die Fed die Leitzinsen an der kommenden Sitzung unverändert lassen wird. Allgemein werden jedoch drei Zinssenkungen vor Jahresende erwartet.[8]
Langfristige Überlegungen: Über kurzfristige Spekulationen hinaus
Die weiterreichenden Auswirkungen dieser Entwicklungen gehen über den unmittelbaren politischen Kurs der Fed hinaus. Die strukturellen Diskussionen über das Doppelmandat der Fed gewinnen an Fahrt. Ein neu eingerichtetes Gremium des Kongresses soll prüfen, ob die Zentralbank ihren Schwerpunkt ausschliesslich auf die Inflationskontrolle verlagern sollte. Arbeitsmarkterwägungen würden in diesem Fall in den Hintergrund treten.[9]
Für Anlegerinnen und Anleger gilt dabei vor allem eins: Eine langfristige Ausrichtung ist von grundlegender Bedeutung. Die geldpolitischen Schritte der Fed sind zwar wichtig, aber nur ein Stück im grösseren makroökonomischen Puzzle. Anlegerinnen und Anleger sollten sich auf grundlegende, wirkungsvolle Trends konzentrieren, statt auf kurzfristige Volatilität zu reagieren. Auf diese Weise können sie ihre Portfolios so positionieren, dass sie auch in Zeiten der Unsicherheit resilient bleiben.
[1] Ernst & Young
[2] Bureau of Economic Analysis
[3] Bureau of Labor Statistics
[4] Reuters
[5] New York Times
[6] CNBC
[7] BBC
[8] CME Group
[9] Reuters